Tonabnehmer

So kommt der Ton aus den Rillen

Der Tonabnehmer, im einfachen Sprachgebrauch auch nur die "(Platten-)Nadel" genannt, ist so ziemlich das wichtigste Bauteil an einem Plattenspieler. Schließlich sorgt er dafür, dass die Informationen in den Rillen einer Platte in Musik umgewandelt werden können. Schaut man sich mal die Rille einer Platte stark vergrößert an, so erkennt man eine Art Wellental. Diese Wellen erzeugen beim Abtasten Schwingungen, die dann in elektrische Spannung umgewandelt werden. Diese Spannung wird dann wiederum an einen (Vor-)Verstärker weitergegeben, wodurch sie dann letztendlich hörbar gemacht wird.

Plattenrille in der Vergrößerung

MM und MC Tonabnehmer

Generell wird zwischen zwei Varianten von Tonabnehmern unterschieden, die die Signale auf verschiedene Art und Weise umwandeln: MM ("Moving Magnet") und MC ("Moving Coil") Wandler. Die genauen physikalischen und elektrischen Eigenarten zu erklären würde hier den Rahmen sprengen. Ganz grob zusammengefasst arbeiten beide nach dem Induktionsprinzip. Das bedeutet, dass ein bewegter Magnet eine proportionale Spannung in einem Leiter (einer Spule) verursacht. MM Tonabnehmer haben bewegliche Magneten an der Abtastnadel und eine dicke feststehenden Spule. MC Tonabnehmer haben bewegliche dünne Spulen an der Abtastnadel und feststehende Magneten. Im Endeffekt also das gleiche Prinzip, nur mit umegekehrt angebrachten Bauteilen, was aber auch zu unterschiedlichen Ausgabepegeln (Lautstärke) führt.

Für die meisten Plattensammler, die ihre Musik einfach nur hören wollen, sind die physikalischen Grundlagen erstmal nicht so wichtig. Wichtig ist aber die Wahl des Tonabnehmer-Typen für den Anschluß an der eigenen Anlage!

MM ("Moving Magnet")

MM Tonabnehmer sind die am meisten verbreitete Form von Tonabnehmern. Aus dem einfachen Grund, weil sie ohne ein weiteres zwischengeschaltetes Element an Verstärkern mit einem separaten Phono-Eingang angeschlossen werden können, was bis in die 1990er Jahre hinein Standard war. Die allermeisten Verstärker von heute haben aber leider nur noch in sehr seltenen Ausnahmefällen einen Phono-Eingang. Besitzt man noch einen Verstärker, der in den 1990er Jahren oder früher hergestellt wurde, dürfte man aber höchstwahrscheinlich noch Glück haben. Ansonsten muss auch hier ein (Vorverstärker zwischengeschaltet werden und dieser wird dann an einen beliebigen Eingang (meistens AUX) angeschlossen. Ein weitere Grund für die weite Verbreitung dürfte auch der günstigere Preis gegenüber MC-Systemen sein.

Sollte man das Gefühl haben, dass die Abspielqualität abnimmt, weil der Tonabnehmer schon mehrere Jahre im Einsatz ist, kann man bei vielen MM Tonabnehmern auch die Abtastnadel separat austauschen, ohne gleich einen neuen Tonabnehmer kaufen zu müssen. Das hängt aber sehr vom Hersteller und Model ab.

MM Tonabnehmer Ortofon 2M Blue

MC ("Moving Coil")

Im Gegensatz zu den MMs wird man für einen MC Tonabnehmer immer einen (Vorverstärker benötigen, da die erzeugte elektrische Spannung für normale Phono-Eingänge zu schwach ist. Man hört zwar etwas, allerdings nur extrem leise und auch entsprechend rauschig, wenn man die Lautstärke deswegen massiv hochschraubt. Auch kann man hier nicht die Nadel einzeln austauschen, sondern man muss immer den kompletten Tonabnehmer ersetzen.

Einen Vorteil zu den MM Systemen gibt es aber: durch die beweglichen und dünnen Spulen der MC Systeme haben sie aber weniger Masse (= weniger Trägheit) und bieten dadurch eine originalgetreuere Wiedergabe der auf den Rillen festgehaltenen Musik. Sind die Komponenten der heimischen Anlage also alle qualitativ auf einem vergleichbaren Niveau, so ist die Klangqualität der eines MM Systems überlegen. Bei einfacheren Einsteiger-Anlagen dürfte man einen Unterschied kaum hören.

MC Tonabnehmer Denon DL 103

Andere Faktoren

Wenn dein Plattenspieler, oder der den du dir kaufen möchtest, keinen Tonabnehmer im Lieferumfang dabei hat, studiere auf alle Fälle die technischen Daten zu dem Gerät. Man muss darauf achten, ob der Tonarm an einem Plattenspieler eher schwer oder leicht ist und dementsprechend gibt es auch Empfehlungen seitens des Herstellers, welche Nachgiebigkeit (im Fachjargon "Compliance") die Nadel des Tonabnehmers haben sollte. Ansonsten drückt das ganze System zu sehr auf die Platte oder entwickelt ungewünschte Schwingungen, die das Klangbild stören könnten. Das klingt jetzt alles sehr kompliziert, in der Praxis ist es aber meistens gar nicht so schwer sich für den richtigen Tonabnehmer zu entscheiden. Hilfe bieten bei Bedarf spezialisierte Foren wie das Hifi-Forum oder das Analog-Forum.

Kaufentscheidung

Bevor man sich nun für ein konkretes System entscheidet, sollte man erstmal folgendes prüfen: hat mein Verstärker bereits einen separaten Phono-Eingang? Dann würde sich ein MM-System anbieten, damit man sich den Vorverstärker sparen kann (außer der unterstützt auch MC-Systeme, was aber eher selten ist). Verfügt man noch über eine Einsteiger-Anlage oder hat man schon etwas mehr Geld in die Hand genommen? Eine etwas krumme Faustregel: je mehr Geld in der Anlage steckt, um so mehr lohnt sich ein MC-System. Und damit sind nicht unbedingt Beträge im 4- oder 5-stelligen Euro Bereich gemeint. Auch wenn die Klangqualität der hauptsächliche Faktor für eine Kaufentscheidung ist, sollte man eher zu einem MC-System greifen.

Wie man sieht, ist die Wahl des richtigen Tonabnehmers nicht so ganz einfach. Da hilft nur ausführliches informieren und recherchieren, unter Umständen sogar ausprobieren. Auch ist das verfügbare Budget natürlich ein Faktor, der über die Wahl eines Tonabnehmersystems entscheidet.

Empfehlenswerte Tonabnehmer